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30 Jahre Nationalpark Wattenmeer: „Aus dem Gegeneinander ist ein Miteinander geworden.“

30 Jahre Nationalpark Wattenmeer: „Aus dem Gegeneinander ist ein Miteinander geworden.“

Seit genau 30 Jahren steht die Tier- und Pflanzenwelt der Nordsee unter Schutz. Die Fischer reagierten zunächst skeptisch auf die Einrichtung des Nationalparks; fürchteten sie doch um ihre Existenz. Vom holprigen Start der Zusammenarbeit bis zur Frage, wie sich Fischerei und Naturschutz heute vertragen, berichtet Dirk Sander. Er verfolgt die Entwicklungen um das größte Wattgebiet der Welt seit den Gründungstagen – zunächst als Fischer vom Kutter aus und heute als Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft.

Monatlicher Check statt jährlicher Quote

Was regelt der Managementplan ganz konkret?

Er gibt der Fischerei Regelungen und Maßnahmen vor, um die Population der Nordseegarnelen und die Flora und Fauna der Fischereigründe dauerhaft zu schützen. Gleichzeitig muss auf Schwankungen im Bestand schnell reagiert werden.

Die technischen Vorschriften betreffen Geschirrgewicht, Baumlänge, und Maschenweite der Netze. Zu den Maßnahmen zählt die Beschränkung der Seetage.

Die wird ganz aktuell wirksam: Im Mai waren die Stundenfänge so niedrig, dass die "Harvest Control Rule" greift und die Seezeit pro Woche und Fahrzeug auf 72 Stunden begrenzt werden musste. Statt wie in anderen Fischereien jährliche Quoten zu vergeben, reagiert die Krabbenfischerei monatlich auf die Entwicklung der Stundenfänge. Diesem System liegt die Annahme zugrunde, dass der Fang pro Zeiteinheit einen Anhaltspunkt für die Dichte des Bestandes liefert. Unterläuft der Fang pro Stunde die Referenzwerte, die auf der Basis historischer Daten festgelegt wurden, dann begrenzt die Fischerei die Seestunden, bis die Stundenfänge wieder oberhalb der Referenzwerte liegen. Das System wurde mit den Wissenschaftlern des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) entwickelt und entspricht der extrem schnellen Populationsdynamik der Krabbe.

Die Krabbe und der Kontrolleur

Holger Tilch im Interview

Kann man Krabben eigentlich managen? Schwer, denn sie haben ihren ganz eigenen Kopf und lassen sich nicht mit anderen Arten vergleichen. Wir managen die Fischerei und nicht den Bestand. Der Mangel an validen Daten zur Nordseegarnele hat es den Entwicklern des Managementplans zur MSC-Zertifizierung der Krabbenfischerei nicht leicht gemacht. Sinnvolle Regeln brauchen nun mal eine solide Basis, auf die man sie anwenden kann. Und ohne Regeln – kein Zertifikat. Heute steht der Managementplan für die Krabbenfischer und die Vorschriften greifen seit dem 1. Januar 2016. Ob sie auch eingehalten werden, prüft Holger Tilch (59), Mitarbeiter in den Prüfdiensten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Seit fünf Jahren begleitet er als unabhängiger Prüfer die deutschen Fischer und damit seit 2013 die EzDK und ihre Mitglieder auf dem Weg der Zertifizierung. Auch für ihn ein Lernprozess.

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