Fliegender Basstölpel

Umweltprojekt „Fishing for Litter"

Jedes Jahr landet tonnenweise Müll in den Meeren. Alte Einkaufstüten, Flaschen und Luftballonschnüre töten Vögel und Fische. Immer häufiger sammelt sich der Müll auch in den Netzen der Nord- und Ostseefischer. Das NABU-Projekt „Fishing for Litter“ bietet ihnen die Möglichkeit, den gefangenen Müll fachgerecht und kostenfrei an Land zu entsorgen. Auch die Krabbenfischer haben der Umweltverschmutzung den Kampf angesagt und bemühen sich, ihre Fanggründe von störendem Müll zu befreien. Schließlich ist die Fischerei auf eine intakte Umwelt angewiesen.


Von Greetsiel im Westen bis Sassnitz im Osten machen 15 Häfen bei dem Projekt mit. Als nächster Standort soll Husum folgen. Die Fischer sammeln den Müll, der sich in den Netzen verfängt, in großen Schüttgutsäcken und entsorgen ihn nach der Fangfahrt in Containern. Der NABU erreicht mit dem Projekt einen großen Teil der deutschen Flotte: Etwa 150 Fischer können bisher die Infrastruktur nutzen, darunter rund 130 Krabbenfischer an der deutschen Nordseeküste. Nils Möllmann vom NABU: „Das Allerwichtigste ist: Fishing for Litter geht nicht ohne die Fischer. Sie sind die Einzigen, die an den Müll ohne Zusatzaufwand nochmal rankommen. Sie können mit einer kleinen Entscheidung ein großes Signal setzen.“

Gestartet ist das Projekt 2011 mit ein paar wenigen Fischern auf Fehmarn. Insgesamt 20 Tonnen Müll haben die Fischer inzwischen aus den Meeren geholt, im Jahr 2016 aus der Nordsee allein 7,6 Tonnen. 80 Prozent des Mülls sind Plastik. Und das Projekt geht weiter: Zusammen mit Materialwissenschaftlern der Hochschule Magdeburg-Stendal, will der NABU beweisen, dass das gefischte Plastik nicht zwingend verbrannt werden muss. In Versuchen ist es gelungen, Materialeigenschaften zu ermitteln und Produkte wie einen Brieföffner oder den Rohling eines Brillengestells herzustellen.

Finanziert wird Fishing for Litter vom Europäischen Meeres- und Fischereifonds. Nils Möllmann betont: „Es handelt sich um ein nachsorgendes Konzept. Damit können wir nicht das Problem lösen, dass weltweit Müll ins Meer gekippt wird, aber ein deutliches Signal setzen, dass das Müllproblem noch nicht gelöst ist, lokale Ansätze wie Fishing for Litter zur Lösung beitragen und Entscheider jetzt nicht zaudern dürfen, intelligente Lösungen zu unterstützen.“ Notwendig sei ein politisches Umsteuern, das Pfand- und Mehrwegsystemen Rückenwind verleiht und das Recycling intensiviert. Denn wenn Plastikteile einen Rückgabewert bekommen, steigt die Chance, dass sie in den Stoffkreislauf zurückkehren. Im Moment gehen wir verschwenderisch mit Rohstoffen um und produzieren gewaltige Müllberge. „Hier brauchen wir handfeste politische Entscheidungen.“

JoomlaMan