Die Zusammenarbeit mit den dänischen und niederländischen Nachbarn.

Die Zertifizierung der Krabbenfischerei durch das Marine Stewardship Council (MSC) ist seit 2006 auf der Tagesordnung. Die Niederländer hatten eine vertrauliche Vorbewertung der Nordseegarnelenfischerei erstellen lassen und das Thema auf dem Krabbenfischertag der Europäischen Vereinigung der Krabbenfischer-Erzeugergemeinschaften e.V. erstmals öffentlich aufgeworfen. Die Studie ergab, dass keine unüberwindbaren Hürden für eine erfolgreiche Zertifizierung bestehen. Die Niederlande begannen also 2007 mit der offiziellen Bewerbung.
Die deutschen Nordseegarnelenfischer sprangen 2009 auf den Zug und starteten ein eigenes Verfahren. Eine Beteiligung bei den Niederländern wäre zwar möglich, aber nicht auf Augenhöhe gewesen. Die heimischen Betriebe rechneten mit weitreichenden Maßnahmen und bestanden auf ein entsprechendes Mitspracherecht.  Es liefen also zwei Verfahren, an denen sich jeweils rund 90 % der Flotte beteiligte.

Beide Länder gehen einen Weg, agieren aber unabhängig voneinander: Sie haben ihre eigenen Managementpläne erstellt und implementiert. Auch die Kontrolle läuft unabhängig voneinander – in Deutschland prüft die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, ob die Selbstverpflichtungen des Managementplans auf den Schiffen eingehalten werden.
Der Plan enthält zahlreiche Regelungen, die über den gesetzlichen Rahmen hinausgehen. So sind beispielsweise die Maschenweiten, Geschirrgewichte, Geschirrgrößen, die Anzahl der Seetage und die maximalen Anteile von Siebkrabben begrenzt.
Größtes Problem des Managementplans und damit offene Flanke im Zertifizierungsprozess ist der Zustand des befischten Bestandes. Im Gegensatz zu den meisten zertifizierten Fischereien, gibt es für die Nordseegarnele keine wissenschaftliche Bestandsschätzung. Grund ist die Kurzlebigkeit des Organismus – sie macht eine wissenschaftliche Bewertung extrem schwierig.

Das Bestandsmanagement wird jedoch über Erfolg oder Misserfolg bei der Bewerbung für das MSC Siegel entscheiden.
In Zusammenarbeit mit der Wissenschaft hat die deutsche Fischerei ein System für das Bestandsmanagement entwickelt und in Abstimmung mit den Niederlanden und Dänemark kontinuierlich weiterentwickelt. Die im Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) zuständige Arbeitsgruppe für Nordseegarnelen erkennt dieses System an. Die Wissenschaftler haben allerdings festgestellt, dass es nur dann zuverlässig funktioniert, wenn sich über 90% der Gesamtflotte beteiligt. Da dies eine Zusammenarbeit der drei Länder notwendig macht, haben sich die jeweiligen Fischereivertreter in diesem Punkt auf eine Kooperation verständigt. Voraussichtlich wird die Zertifizierung daher zukünftig im Rahmen eines gemeinsamen Vertrages erfolgen.
Gleichzeitig haben die deutsche und die niederländische Regierung auf Initiative der Fischerei eine offizielle Anfrage an den ICES gestellt, um für das weitere Vorgehen wissenschaftliche Empfehlungen zu erhalten. Diese sollen noch in diesem Jahr veröffentlicht werden.
Die Rückendeckung durch Wissenschaft und Mitgliedstaaten ist dringend notwendig, da die Einführung des Bestandsmanagements momentan durch die niederländische Kartellbehörde blockiert wird. Die Kartellwächter befürchten, dass es den Markt beeinflussen könnte. Die Fischerei argumentiert dagegen, denn Fangmengen würden nur bei ohnehin geringen Fängen eingeschränkt werden. Eine wesentliche künstliche Verknappung der Anlandemengen wäre also ausgeschlossen.
Alle Beteiligten hoffen, dass die Kartellbehörde die Einschätzung des ICES akzeptiert und einem Management zustimmt. Andernfalls ist eine erfolgreiche Zertifizierung aussichtslos - und damit eines der wichtigsten Zukunftsprojekte der gesamten europäischen Nordseegarnelenfischerei.  

JoomlaMan