Aufatmen an der Küste: Für die Krabbenfischer ist das Jahr 2025 ab Sommer hervorragend gelaufen. Nach einigen Krisenjahren gehen sie mit einem starken Geschäftsergebnis in die Winterpause – und vorsichtigem Optimismus in Richtung 2026.
Viele Jahre stand die Krabbenfischerei unter enormen Druck – in diesem Jahr hat sich das Blatt gewendet. Noch im Frühjahr ließ sich kaum etwas fangen, aber ab Spätsommer waren die Netze prall gefüllt. Voraussichtlich 10.000 Tonnen Krabben wird die deutsche Flotte 2025 anlanden – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Entscheidend ist nicht nur die Fangmenge. Mit sechs bis sieben Euro pro Kilo stimmte der Preis und ermöglichte den Fischern endlich wieder auskömmliche Umsätze. Trotz der positiven Bilanz bleibt die Fangmenge im historischen Vergleich moderat. In den ersten gut fünfzehn Jahren des Jahrtausends waren fünfstellige Fangmengen Standard, aber zuletzt verfestigte sich der Trend zu deutlich geringeren Anlandungen.
Trotz Rekordergebnis bleibt die Unsicherheit
In den Häfen ist Erleichterung spürbar, die Stimmung hat sich gedreht. Erste Betriebe planen nun ihre Kutter zu modernisieren, machen Pläne, wie die Zukunft der Branche aussehen kann. Gleichzeitig ist den Fischern bewusst: Viele Dinge müssen sich ändern, damit die Fischerei eine langfristige Perspektive hat. Eine der größten Herausforderungen ist, dass niemand weiß, wie sich die Bestände mittel- und langfristig entwickeln. Alte Faustregeln gelten kaum noch. Ein kalter Winter als Garant für guten Nachwuchs? 2025 widerlegte diese Annahme. Es sind viele Faktoren, die darüber entscheiden, ob die kleinen Krabben in den Weiten des Wattenmeers gut heranwachsen können: Temperaturen, die Entwicklung anderer Arten, Nährstoffeinträge oder auch die Verfügbarkeit von passender Nahrung zum richtigen Zeitpunkt.
Mehr Raum für Naturschutz und Windparks
Hinzu kommt der zunehmende Flächendruck. Fanggründe gehen verloren, etwa durch Bauarbeiten für die Anbindung neuer Offshore-Windparks. Auch der Meeresnaturschutz beansprucht mehr Raum. In Niedersachsen verhandeln derzeit Küstenfischerei, Wissenschaft, Umweltverbände und Politik über ein neues Flächenkonzept, das komplett fischereifreie Gebiete vorsieht. Hintergrund ist die EU-Biodiversitätsstrategie, nach der zehn Prozent der deutschen Meeresfläche streng geschützt werden sollen. Welche Gebiete für die Kutter künftig tabu sind, wird gerade erarbeitet. Auch in Schleswig-Holstein gab es einen solchen Dialog, im Moment liegen die Gespräche jedoch auf Eis. Es gibt keine Einigung in der Frage, wie viel Fläche den Fischern künftig gestrichen werden soll. Die Fischer verweisen dabei auch auf eine Untersuchung des Thünen-Instituts. In der Studie heißt es: „In der Gesamtschau der Experimente konnte keine statistisch signifikante Häufung von Effekten durch fischereiliche Störung gemessen werden.“
2026 soll ein Kutter mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten gebaut werden
2026 wird ein wichtiges Jahr für die Krabbenfischerei. Erste Maßnahmen zur Neuaufstellung der Branche starten – darunter ein Programm zur Verkleinerung der Flotte und der Bau eines neuen Kutters. Das Schiff soll umweltschonender sein und den Fischern mehr Einsatzmöglichkeiten eröffnen. Mit ihren alten Schiffen können sie zwar Krabben fangen, aber nichts anderes. Wichtig ist es, flexibel auf die Veränderungen des Ökosystems reagieren zu können: heute Krabben fischen, morgen Plattfische fangen und übermorgen vielleicht Touristen zu Seehundbänken fahren oder Daten für die Wissenschaft sammeln.
Zukunft der Fischerei angehen
Nach einem arbeitsreichen Jahr ist für die Fischer nun erst einmal Durchschnaufen angesagt. Doch auch in der Winterpause wird gerechnet, diskutiert und nach vorne gedacht. Mit dem guten Geschäftsjahr im Rücken gibt es wieder Zuversicht, dass die notwendigen Veränderungen auch zu schaffen sind.
