Wo können die Krabbenfischer ihre Netze auswerfen? Beim niedersächsischen Fischereidialog wird diskutiert, wo die Fischer ihrem Handwerk nachgehen dürfen und welche Flächen möglicherweise für den Meeresnaturschutz reserviert werden können.

Die Krabbenfischer leben seit Jahrhunderten vom Meer. In den vergangenen Jahren konnten die Familienbetriebe jedoch kaum wirtschaftlich arbeiten. Ein großes Problem sind für sie die immer größeren Einschränkungen der Fanggebiete – unter anderem durch den Ausbau der Offshore-Windkraft und die damit verbundenen Bauarbeiten für die Kabelanbindung ans Festland sowie die Verklappung von Schlick in den Flussmündungen. Dazu kommen Forderungen, mehr Flächen für den Meeresnaturschutz zu reservieren und die Fischerei an einigen Stellen zu verbieten. Nun beschäftigt sich der niedersächsische Fischereidialog damit, wie eine wirtschaftliche Küstenfischerei erhalten werden und zugleich EU-Vorgaben für den Umwelt- und Naturschutz umgesetzt werden können. Im Gremium vertreten sind Experten aus der Fischerei, der Wissenschaft, dem Umweltschutz, den Küstengemeinden und den zuständigen Behörden. 

Fischereiverbot für mindestens zehn Prozent der Meeresflächen gefordert

Initiiert hat den Dialog die niedersächsische Landesregierung. Im vierten Quartal wollen das Umwelt- und das Landwirtschaftsministerium gemeinsam einen Entwurf für die Flächennutzung vorlegen. Hintergrund ist die EU-Biodiversitätsstrategie. Sie gibt vor, dass mindestens zehn Prozent der Meeresflächen unter strengen Schutz gestellt werden sollen. Für die Krabbenfischer bedeutet das, dass sie in diesen Gebieten ihre Netze nicht auswerfen dürfen. Dirk Sander, Präsident des Landesfischereiverbandes Weser-Ems, sagt dazu: „Ohne die Fanggründe in den Wattenmeernationalparks kann die Fischerei an der Nordseeküste nicht überleben. Wir hoffen, im Dialog eine langfristig tragfähige Perspektive für die Fischerei zu erreichen!“ Wichtig findet er einen differenzierten Vorschlag, denn allein durch die Windparks hat die Fischerei bereits massive Einschränkungen: „Ich gehe davon aus, dass das Wegfallen von Fanggebieten in den vergangenen Jahren berücksichtigt wird.“ Die Fischer hoffen nun, dass vornehmlich solche Gebiete für den Naturschutz reserviert werden, die außerhalb ihrer Kernfanggebiete liegen.

Fischereiministerin: „Kutter sollen auch zukünftig das Bild an der Nordseeküste prägen“

Fischereiministerin Miriam Staudte betonte zum Auftakt der Gespräche, sie wolle Vorschläge entwickeln, die eine breite Akzeptanz finden: „Kutter gehören seit je her zu Niedersachsen – sie sollen auch zukünftig das Bild an der Nordseeküste prägen.“ Die Ministerin sagte außerdem, dass die Fischerei Planungssicherheit und finanzielle Mittel für Investitionen brauche. Niedersachsen will sich deshalb beim Bund dafür einsetzen, dass die 134 Millionen Euro aus dem Windenergie-auf-See-Gesetz den Betrieben zugänglich gemacht werden. Schließlich soll das Geld der umweltschonenden Fischerei und Fischereistrukturmaßnahmen zugutekommen.

Eine Küste ohne Kutter und Krabbenbrötchen? Undenkbar!

Vorbild für Lösungen könnte der „Niedersächsische Weg“ sein. Mit dieser Vereinbarung hatten Umweltverbände, Landwirtschaft und die Landesregierung 2020 Gesetzesverbesserungen für den Arten-, Natur- und Gewässerschutz verhandelt. Klar ist: Eine Küste ohne Kutter und Krabbenbrötchen will sich niemand vorstellen. Hilke Looden, Bürgermeisterin der ostfriesischen Gemeinde Krummhörn sagte: „Die Küstenfischereibetriebe sind als Familienbetriebe in den Hafengemeinden tief verwurzelt und teils seit Generationen bedeutende Wirtschaftsbetriebe. Lebendige Küstenfischerei, mit aktiven Kuttern in den Häfen, ist bei uns ein Stück unserer regionalen Identität und für den Tourismus ein wichtiger Attraktivitätsfaktor, der unbedingt erhalten werden muss!“

 

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