An den Nordseehäfen wird es ruhiger, die meisten Fischer haben ihre Kutter winterfest gemacht. Für sie geht eine durchwachsene Saison zu Ende – einige können mit guten Umsätzen abschließen, für andere ist die Situation kritisch.

2023 wird für die Krabbenfischer als besonderes Jahr in die Geschichte eingehen. Die Fangmenge lag in diesem Jahr bei etwa 7.500 Tonnen, der Umsatz nach der ersten Schätzung bei etwa 40 Millionen Euro. Die Zahlen liegen knapp unter den Ergebnissen von 2022 – völlig anders ist aber, wie unterschiedlich die Familienbetriebe abgeschnitten haben.

Volle Netze – aber nur im Herbst und nur zwischen Cuxhaven und Tönning

Das erste Halbjahr lief für alle katastrophal, Preise und Fangmengen waren deutlich unter den Vorjahren. Mitte August kam die Trendwende – aber nur punktuell. In den Niederlanden und Dänemark, vor den Ostfriesischen Inseln und auf der Ems gab es kaum Krabben. Nur zwischen der Elbmündung und Tönning waren die Netze voll. Wer dort gefischt hat, konnte drei- bis viermal soviel Umsatz erzielen als anderswo. So kamen auch viele niederländische Kutter, um hier gute Fänge zu machen. Beweglich mussten die Fischer also sein in diesem Jahr. Und zum richtigen Moment einsatzbereit. Denn volle Netze gab es nur von Mitte August bis Anfang November. Wessen Kutter in der Hauptfangzeit kaputtging oder wer krank war, hatte das Nachsehen.

Erzeugerpreise stiegen im Herbst, Dieselpreis war moderater als 2022

Viele Fischer konnten das miese erste Halbjahr mit den guten Fängen im Herbst ausgleichen. Dazu kam: Weil die Fischerei in vielen Fanggebieten schlecht lief, stieg der Preis an. Auch das ist in der Geschichte der Krabbenfischerei eine Ausnahme. In der Regel sinken die Preise, wenn im Herbst der neue Jahrgang in die Netze kommt. Geholfen hat auch der leicht gesunkene Dieselpreis.

Trend: Fangmengen sinken

Insgesamt gab es in den vergangenen fünf Jahren einen Trend zu geringeren Anlandungen – auf 7.000 bis 8.000 Tonnen. Zwischen 2000 und 2018 war die Situation anders, da fuhr die deutsche Flotte im Schnitt zwischen 12.000 und 13.000 Tonnen ein. Auch wenn kaum vorherzusehen ist, wie viel Nachwuchs künftig in den Weiten der Nordsee heranwächst, scheint sich der Trend zu geringeren Fängen zu verfestigen. Woran das liegt, darüber lässt sich nur spekulieren: Wie viele Nährstoffe landen in der Nordsee? Wie kalt ist der Winter? Wie entwickeln sich natürliche Feinde wie der Wittling? All diese Faktoren können mitentscheiden, wie viele Garnelen den Fischern in die Netze schwimmen. 

Sicher ist aber auch: Anlandemengen haben nicht nur einen Einfluss auf die Fischer, sondern auch auf die Infrastruktur an Land. Um Siebstellen, Kühlhäuser, Häfen oder Werften künftig zu erhalten, sind gewisse Umsätze Voraussetzung. Wie sieht die Zukunft aus in den Häfen an der Nordsee? Fischer und Experten sind sich einig, dass es jetzt darum gehen muss, die Fischerei widerstandsfähiger zu machen und sie breiter aufzustellen.

Fischerei zukunftssicher machen

Das Geld dafür ist grundsätzlich da. Aus der Versteigerung von Flächen für Offshorewindparks in Nord- und Ostsee sind fünf Prozent der Einnahmen in einen Topf zur Förderung der umweltschonenden Fischerei geflossen – insgesamt über 600 Millionen Euro. Ideen, was mit dem Geld zu tun ist, haben die Fischer. Ganz oben auf der Wunschliste steht die Weiterentwicklung der Flotte mit umweltfreundlichen Antrieben. Und die Fischer wollen experimentieren, um andere Arten wie zum Beispiel Taschenkrebse zu fangen und zu vermarkten. Die Fischerei jetzt zukunftsfähig aufzustellen, wäre gerade angesichts der Krisen weltweit klug. Und: Der Hunger auf Fisch und Meeresfrüchte ist groß. Warum also nicht die Ressourcen der Nordsee nachhaltig nutzen? So sinkt ganz nebenbei auch die gefährliche Abhängigkeit von Importen. Nur der politische Wille dafür muss da sein.

 

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