Die deutsche Kutterflotte ist in die Jahre gekommen. Neue Schiffe müssen her – natürlich umweltfreundlich und mit guten Bedingungen für die Crew, aber auch bezahlbar. Einen Entwurf für einen solchen „Kutter der Zukunft“ hat jetzt die Fraunhofer-Arbeitsgruppe Nachhaltige Maritime Mobilität vorgelegt.

Der durchschnittliche Krabbenkutter ist über 40 Jahre alt, Tendenz steigend. Dazu kommt: Unsere Welt muss klimaneutral werden und das gilt natürlich auch für die Fischerei. Wie ein modernes, umweltfreundliches Schiff aussehen könnte, darüber haben sich jetzt Ingenieure Gedanken gemacht. Der Anstoß kam von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Die konkrete Forschung und Entwicklung leisten das Konstruktionsbüro judel/vrolijk & co und die Fraunhofer Arbeitsgruppe Nachaltige Maritime Mobilität – ein Verbund der Hochschule Emden/Leer mit dem Fraunhofer Institut für Windenergiesysteme IWES. Tammo Lenger von der ostfriesischen Hochschule erklärt: „Wir sind überzeugt davon, dass wir einen guten Entwurf haben.“

Umweltfreundlicher Antrieb mit Methanol

Und wie sieht der Kutter der Zukunft aus? „Stand heute ist ein Methanolantrieb die beste Lösung“, erklärt Tammo Lenger. Der Brennstoff sei zu einem vernünftigen Preis und aus regenerativer Energie herstellbar. An die Zukunft haben die Ingenieure ebenfalls gedacht: „Ich bin mir sicher, dass wir in ein paar Jahren deutlich leistungsfähigere Akkus haben. Vermutlich ist Energie aus Batterien irgendwann wirtschaftlicher als die Verbrennung von Methanol.“ Deshalb ist das technische Konzept des Kutters flexibel gehalten, ein Elektromotor treibt die Schiffsschraube an. Die Fischer könnten die Kutter später mit Batterien nachrüsten und dafür die Methanoltanks ausbauen lassen. Tammo Lenger sagt: „Unser Ziel war ein zukunftsfester Entwurf. Dank des modularen Aufbaus können die Kutter mit der technischen Entwicklung Schritt halten.“

Das Ruderhaus ist vorne, Unterkünfte und Arbeiten werden voneinander getrennt

Mit dem traditionellen Design eines Krabbenkutters bricht die Idee der Projektgruppe. Der Kutter der Zukunft hat sein Ruderhaus vorne – so soll das Arbeiten sicherer werden. Leben und Arbeiten auf See sollen auf dem knapp 20 Meter langen Schiff komfortabler werden, auch steigenden Anforderungen an den Arbeitsschutz wird der Entwurf gerecht. Im Laderaum ist Platz für etwa 330 Standard-Fischkisten vorgesehen. Und: Damit das Schiff vielfältig einsetzbar ist, wurde auch ein Wechsel des Fanggeräts mitgedacht. Auch das soll problemlos möglich sein, die Fischer sind somit flexibler.

„Unsere unsicheren Zukunftsperspektiven sind das Problem“

Nanno Bruhns, Krabbenfischer aus Ditzum, findet das Projekt an der Hochschule richtig gut: „Es ist wichtig, dass wir Fischer uns beteiligen können.“ Ob Reichweite, Preisvorstellung, technische Ausstattung oder Arbeitsschutz: Die Fischer haben in einer Umfrage ihre Vorstellungen formuliert und später am 3D-Modell mitdiskutiert. Nanno Bruhns ist zufrieden mit dem Entwurf, er sieht auch einen großen Bedarf: „Viele Fischer wollen seit Jahren neu bauen. Ich spiele ebenfalls mit dem Gedanken an einen neuen Kutter. Das Problem ist aber, dass unsere Zukunftsperspektiven so unsicher sind.“ Das drohende Schleppnetzverbot der EU, neue Offshore-Windparks und Nachwuchssorgen machen die Fischer vorsichtig.

Derzeit rechnet Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Jann Strybny mit Kosten von rund zwei Millionen Euro für den Kutter der Zukunft. Idealerweise finden sich mindestens fünf Fischer für eine Serienfertigung – ähnlich wie beim Frachtschiffbau. Das technische Konzept wäre gleich, nur bei der Ausstattung ließen sich Sonderwünsche berücksichtigen. Dafür würde der Preis sinken, wenn eine Werft ohne Umrüstzeiten an den Maschinen mehrere Kutter hintereinander bauen könnte. Dennoch sind für die Fischer nach wirtschaftlich schwierigen Jahren und unsicheren Zukunftsperspektiven solche Investitionen derzeit kaum vorstellbar. Fischer Bruhns sagt: „Wir brauchen Garantien für unser Handwerk und eine öffentliche Förderung für die CO2-neutralen Fahrzeuge. Ansonsten wird es schwierig, bei den Banken einen Kredit zu bekommen.“

Partner für Prototyp-Finanzierung gesucht

Im Mai läuft das Forschungsprojekt an der Hochschule Emden/Leer aus: „Am liebsten würden wir natürlich einen ersten Prototyp bauen“, erklärt Tammo Lenger. Innerhalb von zwei bis drei Jahren könnte der erste Kutter der Zukunft in See stechen, es fehlen nur noch Details. Nun sucht die Hochschule Partner für die Finanzierung des Prototyps. Für die Ingenieure steht fest, dass eine zukunftssichere Fischerei nur mit neuen, umweltfreundlichen Fahrzeugen machbar ist: „Der Dieselpreis wird steigen, die heutigen, alten Kutter werden immer unrentabler. Es wäre toll, wenn wir unseren Entwurf auf Herz und Nieren prüfen können, um den Fischern eine vernünftige Alternative anbieten zu können.“

 

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