„Ein großer Teil der Krabbenfischer ist in einer ernsthaften Existenzkrise“, sagt Peter Breckling, der Generalsekretär des Deutschen Fischerei-Verbands. Nach den Turbulenzen durch die Corona-Pandemie und den Preissprüngen für Schiffsdiesel sind die Fischer dringend auf schnelle und unbürokratische Hilfen angewiesen.

Die Krabbenfischer in den deutschen Häfen flicken Netze, statt rauszufahren. Denn die aktuellen Preise für den Treibstoff können sie nicht bezahlen, wenn noch etwas für den Betrieb übrigbleiben soll. Seit Wochen machen sie – wie viele andere Kollegen in ganz Europa – mit Demos, Briefen und in Gesprächen auf ihre prekäre Situation aufmerksam. Aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium heißt es auf Nachfrage des Deutschen Fischerei-Verbands, dass man sich „für eine effektive und schnelle Unterstützung eingesetzt“ habe. Das Problem: Bund und Länder dürfen der Fischerei nicht im Alleingang helfen, dafür ist eine europäische Rechtsgrundlage notwendig. Im Gespräch sind nun Zuschüsse bis zu 35.000 Euro pro Betrieb nach der De-minimis-Regelung sowie Fördermittel aus dem Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds. Peter Breckling vom Deutschen Fischerei-Verband sagt dazu: „Die 35.000 Euro sind eine neue Obergrenze für Direktzahlungen. Wie viel Geld die einzelnen Betriebe bekommen, hängt von der Ausgestaltung und den konkreten Voraussetzungen ab. Die sind derzeit aber völlig unklar, genauso wie die Frage, wann die Hilfen kommen. Erfahrungsgemäß gibt es dabei bürokratische Hürden, bei deren Überwindung die politischen Entscheidungsträger den Beamten helfen müssen.“

Sinnvolle Instrumente: zusätzliche Arbeitslosentage oder Kurzarbeitergeld

Vom Entlastungspaket der Bundesregierung, um die Folgen der teuren Energie abzufedern, profitieren deutsche Fischer nicht. Andere Länder gehen einen anderen Weg. Frankreich zum Beispiel stützt die gesamte Wirtschaft – auch die Fischerei – mit einer Beihilfe von 35 Cent pro Liter Kraftstoff. Peter Breckling meint: „Natürlich kann man hier die Frage aufwerfen, ob das Vorgehen Frankreichs hinreichend rechtssicher ist. Aber man sieht eine Regierung, die die Lage bewertet, sich etwas einfallen lässt und schnell zu Gunsten der Betroffenen handelt. Das sollte die Bundesregierung jetzt auch zeigen.“ Gerade für die Krabbenfischerei hält er Instrumente wie zusätzliche Arbeitslosentage oder Kurzarbeitergeld für sinnvoll. Konkrete Vorschläge dazu gibt es derzeit aber nicht aus Berlin. Der Willen die Branche zu unterstützen, ist aber an verschiedenen Stellen spürbar. Der schleswig-holsteinische Umweltminister Jan Philipp Albrecht sagt: „Wir reden eher über Zuschüsse als über Stilllegungen.“

Die Krabbenfischer schlittern nun in das vierte schwierige Jahr in Folge. „Ein großer Teil der Branche ist in einer ernsthaften Existenzkrise“, kommentiert Breckling. Dabei ist die Krabbenfischerei ein unverzichtbarer Teil der Landeskultur. Als eine der letzten verbliebenen, auch für den Tourismus sichtbaren Küstenfischereien ist sie auch für den Erhalt der Nordseehäfen von größter Bedeutung. Peter Breckling sieht aber auch nachhaltige Chancen für die Betriebe: „Die Treue der Nordseekrabbenfreunde ist eine absolute Stärke der Branche und das wissen auch die Händler. Für echte Krabbenfans sind Shrimps aus Aquakultur keine Alternative. Nordseekrabben sind mit ihrem besonderen Geschmack und ihrem Genusswert einfach nicht zu ersetzen.“

 

 

JoomlaMan