2021 geht zu Ende, Zeit Bilanz zu ziehen. Die Krabbenfischer haben ein schwieriges Jahr hinter sich, das dritte in Folge. Für 2022 hoffen die Fischer auf höhere Preise – und sie arbeiten daran, ihren Anteil an der Wertschöpfung zu vergrößern.

Etwa 7.000 bis 8.000 Tonnen Krabben sind den deutschen Fischern in diesem Jahr in die Netze gegangen. Wie in den beiden vorangegangenen Jahren auch ist das wenig – zu wenig. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2005 landeten die Fischer über 19.000 Tonnen an, 2018 waren es über 15.000 Tonnen. Für 2021 rechnet die gesamte deutsche Krabbenflotte mit einem Umsatz zwischen 30 und 32 Millionen, was gut 10 Millionen unter dem langjährigen mittleren Umsatz liegt. Eine Corona-Förderung haben die Fischer in diesem Jahr nicht bekommen. Schließlich funktionierte das Pulen in Marokko gut, der Absatz war da. Dennoch war das kein normales Jahr, die Pandemie war stets präsent und der Preis, den sie für ihre Ware bekommen haben, war einfach zu niedrig. Gleichzeitig steigen die Kosten, etwa für Diesel und Versicherungen. Auch für das Frühjahr rechnen die Fischer eher mit einer geringen Ausbeute, denn im Moment fangen sie wenig kleine Krabben. Der Trend zeigt sich auch bei den beiden anderen großen Fangnationen Niederlande und Dänemark; auch sie kehrten in diesem Jahr mit geringen Fangmengen in die Häfen zurück. Wenn es etwas Positives an der Situation gibt, dann dass die Lager der Großhändler vermutlich eher leer als voll sind.

Fischer wollen mehr Unabhängigkeit von Großhandelsstrukturen

In der Krabbenfischerei kennt man den Wechsel zwischen guten und schlechten Jahren – das ist wie Ebbe und Flut. Eine gewisse Risikobereitschaft gehört bei den Fischern also dazu. Aber drei sehr schwierige Jahre in Folge plus Corona haben die Verwundbarkeit der Branche deutlich gemacht. Die Familienbetriebe suchen deshalb nach Wegen, um sich von den Großhändlern unabhängig zu machen. Grundsätzlich haben die Fischer viel auf der Habenseite: Die Krabbe ist ein tolles Produkt, ihr salziges, nussiges Fleisch ist gesund und begehrt. Vom Arme-Leute-Essen hat sich das „Gold der Nordsee“ zur Delikatesse gemausert. Welcher Nordseeurlauber will schon auf sein geliebtes Krabbenbrötchen verzichten?

Hoffnung Krabbenpulmaschine

Die Coronapandemie hat gezeigt, wie sehr die Kutterkapitäne vom Großhandel abhängig sind, denn der organisiert das Entschälen in Marokko. Und während Krabbenfleisch guten Absatz findet, bleiben Krabben in Schale liegen. Für die Zukunft würden die Fischer nun gern ihre Geschäfte wieder stärker in die eigenen Hände nehmen. Das könnte funktionieren, wenn sie statt nur Krabben in Schale auch Krabbenfleisch anbieten. Hoffnung setzen die Fischer in eine Krabbenpulmaschine. Voraussichtlich Anfang 2022 soll dazu ein Forschungsprojekt starten. Wissenschaftler wollen gemeinsam mit den Fischern einen Prototyp der Pulmaschine bauen und einen Plan für eine regionale Vermarktung entwickeln. Die Idee: Krabben werden wie früher an der Küste entschält und dann direkt an Hotels, Restaurants, Feinkostgeschäfte und Fischbuden verkauft. So verkürzen sich die Wege und Fischer könnten höhere Preise erzielen. Außerdem sind kürzere Wege auch gut für die Umwelt – und für mehr Umweltschutz machen sich die Fischer schon lange stark, zum Beispiel mit dem Nachhaltigkeitssiegel MSC. Die Fischer werden weiterkämpfen, denn ihre Kutter gehören zur Nordsee wie die Gezeiten, die Möwen und die Heuler. Für 2022 wünschen sich die Fischer mehr Miteinander auf dem Krabbenmarkt, das ihnen ein langfristiges wirtschaftliches Überleben ermöglicht. 

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