Zuschüsse für Jungfischer, Förderung für Investitionen: Mit dem neuen Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds hoffen die Krabbenfischer auf mehr Hilfen.

6,1 Milliarden Euro fließen von 2021 bis 2027 in die europäische Fischerei, die Flotten, die Aquakultur sowie die dazugehörige Fischereiaufsicht, die Forschung und den Meeresschutz. Den rechtlichen Rahmen dafür setzt der Europäische Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF), den das Europäische Parlament im Juli auf den Weg gebracht hat. Der Fonds legt fest, wofür das Geld in den EU-Ländern verwendet werden darf. Welche Maßnahmen konkret in Deutschland förderfähig sein werden, darüber entscheiden Bund und Länder gemeinsam. Fischereireferent Martin Momme vom Schleswig-Holsteiner Umweltministerium erklärt: „Der EMFAF eröffnet uns Möglichkeiten. Was wir umsetzen, wird jetzt erarbeitet. Ich hoffe, dass das deutsche Programm bis Mitte 2022 die Genehmigung der EU-Kommission erhält, anschließend wird das Programm in Landes- und Bundes-Förderrichtlinien gegossen.“

Der EMFAF soll der Klimaneutralität auf die Sprünge helfen

Die Krabbenfischer müssen sich also noch gedulden, bis klar ist, wie die Förderanträge künftig gestrickt sind. Inhaltlich können sie sich schon jetzt noch stärker auf das Thema Nachhaltigkeit einstellen. Der neue EMFAF trägt die Handschrift des „Green Deals“, der Strategie, mit der Europa bis 2050 klimaneutral werden will. Ein wichtiges Kriterium für die Förderung ist, ob sich durch die Investition die CO2-Bilanz verbessert. Fischereiexperte Momme: „Grundsätzlich haben sich die Fördermöglichkeiten mit dem EMFAF verbessert, das kann ich ganz klar sagen. Was aus dem Fonds für die Krabbenfischerei umgesetzt wird, kann ich noch nicht zusichern. Ich sehe aber gute Chancen, dass die vorgesehenen Fördermöglichkeiten ohne große Abstriche ausgeschöpft werden.“ Für die Krabbenfischer ergeben sich dadurch mehr Möglichkeiten an Fördermittel zu kommen. Es wäre ein wichtiges Signal, denn wegen der Coronakrise sind viele Fischer in Not.

Geplant: Zuschuss für Jungfischer und neue Motoren

Und worauf kann die Krabbenfischerei spekulieren? Der EMFAF will jungen Kollegen den Einstieg in die Fischerei erleichtern. Für einen Kutter ist ein Zuschuss von 40 Prozent bei den Anschaffungskosten möglich, die Höchstgrenze von 75.000 Euro aus dem Vorläuferprogramm fällt. Wer die Förderung beantragen will, darf höchstens 40 Jahre alt sein und muss mindestens fünf Jahre Berufserfahrung vorweisen. Martin Momme erklärt: „Wenn wir unsere Fischerei erhalten wollen, brauchen wir einen Generationswechsel. Die Anfangsinvestitionen können aber die wenigsten jungen Fischer wuppen. Ich halte die Förderung für ein sinnvolles Instrument, das wir hoffentlich im deutschen Programm so umsetzen können.“ Auch die Verhandlungen mit den Banken würde eine solche Förderung erleichtern. Ein großes Thema für die Krabbenfischerei sind auch Zuschüsse für einen neuen Motor. Derzeit wird die Investition nur gefördert, wenn die Motorleistung um 20 Prozent reduziert wird – und gilt damit in der Branche als unattraktiv. Der EMFAF ermöglicht die Förderung hingegen künftig bei gleichbleibender Motorleistung. Voraussetzung ist, dass der CO2-Ausstoß um 20 Prozent reduziert wird. Auch die Förderung einer neuen Winde soll grundsätzlich möglich sein, bisher gab’s dafür keinen Zuschuss. Die Branche soll energieeffizienter arbeiten und ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren.

Manko am neuen Fonds ist, dass der Topf insgesamt kleiner wird. Im Vorläuferfonds standen rund 219 Millionen bereit, in der kommenden Förderperiode sind es nur etwa 212 Millionen Euro. Martin Momme macht Mut: „In der Vergangenheit konnten wir Investitionen in der Flotte immer bewilligen, knappe Mittel waren kein Thema. Ich gehe nicht davon aus, dass das in der Zukunft ein Hindernis für Zuschüsse sein wird.“ Das sind endlich mal gute Nachrichten für die Krabbenfischer, die nach zwei extrem harten Jahren auf den Silberstreif am Nordseehorizont warten.

 

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