Die Strandkörbe stehen bereit, die Hotels sind wieder offen, an den Fischbuden gibt es Krabbenbrötchen: Endlich läuft der Tourismus an der Nordsee wieder an. Das sind gute Nachrichten für den Tourismus, aber auch für die Krabbenfischer.

Heinz Steffens aus Neuharlingersiel in Ostfriesland fischt nur im Frühling und im Herbst Krabben. Im Sommer fährt er Touristen mit seinem Kutter „Möwe“ zum Makrelenangeln oder zeigt ihnen die Seehundbänke. In diesem Jahr macht er seit Mitte Mai wieder Gästefahrten, normalerweise startet die Saison für ihn an Ostern. Mit Corona haben sich viele Spielregeln verändert. Statt 50 Passagieren darf er nur 25 mitnehmen, sie müssen einen Corona-Test vorlegen und ihre Kontaktdaten hinterlassen. Heinz Steffens ist trotzdem froh, dass die Touristen wieder da sind: „Wir haben eine sehr hohe Nachfrage. Ich habe das Gefühl, dass jetzt in der Vorsaison mehr Leute da sind als üblich. Viele wollen nach dem langen Lockdown einfach raus von zuhause und sich hier den Wind um die Nase wehen lassen.“ Für ihn ist wichtig, dass er bald mehr Gäste mitnehmen kann. Ob und wann wieder mehr Menschen an Bord kommen dürfen, weiß im Moment aber niemand.

Endlich wieder volle Restaurants

Heinz Steffens und alle anderen Krabbenfischer an der Nordsee freuen sich, dass die Touristen zurückkommen. Die Gastronomie ist für sie ein ganz entscheidender Absatzmarkt. Auf den Ostfriesischen Inseln, in Büsum oder auf Sylt steht die Krabbe ganz oben auf den Speisekarten der Fischrestaurants, die Touristen lieben ihr Krabbenbrötchen. Das Gold der Nordsee ist ein regionales Produkt und die höchste Nachfrage gibt es natürlich im Sommer, wenn die Nordseeküste voller Besucher ist. Auch in Belgien und Frankreich, wo gerne Krabben gegessen werden, zieht der Absatz wieder an. Das ist gut für die Fischer.

Im Moment versuchen sie die beiden vergangenen miesen Jahre auszugleichen. Nach zwei Krisenjahren ist die Stimmung an den Kaikanten angespannt. 2019 hat der Handel wenig Krabben abgenommen, weil nach den Rekord-Fängen im Jahr zuvor die Lager voll waren. Im vergangenen Jahr lagen die Krabbenfischer wochenlang in den Häfen, denn wegen der Corona-Krise lief das Entschälen in Marokko kaum. Jetzt wird in Marokko corona-konform im Schichtbetrieb gepult. Die Erzeugergemeinschaft schätzt, dass die Schälzentren mit 70 Prozent ihrer Kapazität arbeiten können. Pro Kilo Krabben bekommen die Fischer derzeit sechs Euro. Der Preis ist prinzipiell in Ordnung, aber die Fänge sind in diesem Frühjahr mau. Es war im letzten Herbst einfach ein schwacher Jahrgang. Und wenn sich kaum Krabben in den Netzen finden, stimmt der Schnitt für die Familienbetriebe nicht.

Krabbenfischer hoffen auf satte Fänge im Herbst

Die Krabbenfischer hoffen nun auf den Herbst und den neuen Krabbenjahrgang. Sie wünschen sich Umsätze von denen sie gut leben und auch etwas zurücklegen können. Denn wenn der Motor oder der Kühlraum kaputt gehen, sind schnell sechsstellige Beträge fällig. Ihr Handwerk hat viel mit Glücksspiel zu tun – das war schon immer so. Aber die vielen Hiobsbotschaften der vergangenen Jahre stecken den Fischern in den Knochen. Nun hoffen sie, dass viele kleine Krabben im Nordseeschlick heranwachsen. Ab August wird sich zeigen, wie stark der neue Jahrgang ist. Wenn dann Absatz und Preise stimmen, wären die Hoffnungen erfüllt. Bis dahin heißt es: Krabben essen und Tee trinken.

 

Foto-Copyright: www.ostfriesland.travel

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