
81 Tonnen Müll haben die Fischer an Nord- und Ostsee in den vergangenen 14 Jahren gesammelt und entsorgt. Aber nun sind die Container für den Meeresmüll aus den Häfen verschwunden – das Projekt Fishing for Litter liegt auf Eis. Fischer und NABU fordern eine schnelle Fortsetzung und wollen sich weiter gemeinsam engagieren.
Wenn es um den Schutz der Meere geht, ist die Fischerei Teil der Lösung. Ganze 81 Tonnen Meeresmüll haben die deutschen Fischer in den vergangenen 14 Jahren entsorgt – alles Abfälle, die sich in ihren Netzen verfangen hatten. Nun aber bleiben die Fischer allein mit dem Müll, denn die Container in den Häfen sind weg. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bestätigt, dass das Projekt gestoppt wurde. Hintergrund seien Änderungen von EU-Richtlinien, die aktuell in deutsches Recht umgesetzt werden. Gespräche über eine Fortsetzung laufen. Wann und wie es weitergeht, ist unklar.
Kritik am Projektstopp
„Unsere Fischer haben sich mit großem Engagement beteiligt – nicht aus wirtschaftlichem Interesse, sondern aus tiefer Verbundenheit mit dem Meer und in Verantwortung gegenüber kommenden Generationen“, sagt Dirk Sander, der Präsident des Landesfischereiverbandes Weser-Ems. Dass die Container nun fehlen, sei ein „fatales Signal“ für den Meeresnaturschutz. Für die Finanzierung bringt Sander die Meeresnaturschutzkomponente ins Spiel – das sind Einnahmen aus der Versteigerung von Flächen für Offshore-Windenergieanlagen, die für den Schutz der Meere reserviert sind. Auch der NLWKN sieht darin eine Option: „Es ist denkbar, dass zukünftig auch passiv aufgefischter Müll in diesem Rahmen adressiert wird“, sagt Pressesprecher Carsten Lippe. Hoffnung gibt es also.
NABU fordert dauerhafte Lösung
Getragen wurde Fishing for Litter vom NABU. Auch die Umweltschutzorganisation fordert eine dauerhafte Lösung unter der Verantwortung von Bund und Ländern. Meeresexperte Kim Detloff sagt: „Ich bin sehr enttäuscht, dass wir es gemeinsam mit Bund und Ländern nicht geschafft haben, die Pause zu verhindern und den Fischern eine direkte Anschlusslösung anzubieten.“ Er lobt das Miteinander von Fischerei und Naturschutz: „Die gemeinsame Arbeit gegen die Meeresvermüllung hat gleichzeitig wechselseitige Vorurteile ab- und Vertrauen aufgebaut. Fishing for Litter schuf Brücken.“
Laut NABU laufen die Gespräche zwischen dem Bundesumweltministerium und den Ländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen über eine Fortführung des Projekts seit Anfang 2023. Wenn das Projekt – hoffentlich bald – in die Verlängerung geht, sind die Fischer selbstverständlich wieder an Bord.