„Total super und extrem wichtig“, findet Forscherin Annika Brüger vom Thünen-Institut das Innovationsprogramm Krabbenfischerei. Wissenschaft und Fischerei arbeiten in dem Programm zusammen daran, die Fangtechnik zu optimieren, Beifang zu vermeiden und Schiffsdiesel zu sparen.

Fischer haben eine Idee, um ihr Handwerk nachhaltiger zu machen und zusammen mit der Wissenschaft testen sie, ob ihr Plan aufgeht. Das ist die Idee hinter dem Innovationsprogramm des Krabbenfischer-Beirats Schleswig-Holstein. Zehn Ideen für eine nachhaltigere Fischerei sind inzwischen umgesetzt. Eine positive Bilanz zieht Wissenschaftlerin Annika Brüger, die das Projekt am Thünen-Institut für Ostseefischerei begleitet.

Frau Brüger, wie bewerten Sie die enge Zusammenarbeit zwischen Praxis und Wissenschaft im Innovationsprogramm?

Ich finde das Programm total super und extrem wichtig. Die Fischer haben die Expertise – teilweise über mehrere Generationen hinweg. Sie haben innovative Ideen und wir können mit unserer wissenschaftlichen Auswertung checken, ob der Ansatz wirklich funktioniert. Wir arbeiten gemeinsam an einem Ziel – davon profitieren alle Seiten.

Ist es gelungen Innovationen zu entwickeln, die die Fischerei nachhaltiger machen?

Ein schönes Beispiel ist die Steertboje von Fischer Henning Dulz. Die Boje sorgt dafür, dass sich das Krabbennetz vom Boden abhebt und so der Plastik-Scheuerschutz überflüssig wird. So lässt sich Plastikabrieb in der Nordsee vermeiden. Mit unseren Untersuchungsmöglichkeiten konnten wir die Höhendifferenz exakt berechnet und so belegen, dass die Idee funktioniert. Dieses Projekt zeigt: Manchmal reicht eine kleine Idee, um ein großes Problem zu lösen. Nicht alle der zehn Projekte waren so erfolgreich, aber an einigen Ideen arbeiten wir weiter.

Ende Juli geht das Programm zu Ende. Ist eine Fortsetzung geplant?

Hoffentlich! Organisatorisch ist noch nicht alles in trockenen Tüchern, aber es gibt den Wunsch und den Willen dafür. Alle Beteiligten möchten eine Fortsetzung, auch der Krabbenfischer-Beirat, der das Projekt finanziert. Und die Fischer sind schon mit sechs neuen Ideen in den Startlöchern, die sie ausprobieren wollen.

Wenn das Innovationsprogramm in die Verlängerung geht – wird es Änderungen geben?

Ja, wir wollen das Programm noch attraktiver machen. Dazu gehört vor allem, dass wir uns mehr Austausch wünschen. Wir überlegen mehr Workshops anzubieten und die Fischer häufiger zu informieren, so dass die Innovationen in der Breite in die Anwendung kommen. Darüber hinaus wird darüber nachgedacht, einige erfolgversprechende Ansätze zu vertiefen. Aus der Sicht des Thünen-Instituts wäre es natürlich klasse, wenn auch Niedersachsen bei dem Programm mitmachen würde. Die Fortschritte kommen ja sowieso immer der gesamten Fischerei zugute. Derzeit können nur Fischer aus Schleswig-Holstein mitmachen. Das liegt daran, dass der Krabbenfischerei-Beirat ein schleswig-holsteinisches Gremium ist.

 

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