Rund 8.000 Tonnen Krabben sind den Fischern durchschnittlich in den vergangenen Jahren in die Netze gegangen. Das ist wenig – Anfang der 2010er Jahre lagen die Anlandungen bei 12.000 bis 13.000 Tonnen. Was ist da los? Das Forschungsprojekt CRANMAN II untersucht, warum sich die Krabbe rar macht.

Mal sind die Netze voll, mal sind sie leer – das Auf und Ab in der Krabbenfischerei galt lange Zeit als Naturgesetz. Auch die Wissenschaft hielt den Krabbenbestand trotz kurzfristiger Schwankungen für sicher und stabil. In den letzten Jahren mehren sich aber die Anzeichen, dass sich der Bestand auf einem historisch niedrigen Niveau befindet. Welche Mechanismen haben wie viel Einfluss auf die Entwicklung des Nachwuchses? Dieser Frage geht CRANMAN II unter Federführung der Universität Hamburg nach.

Wie sehr hängt die Entwicklung des Nachwuchses von äußeren Faktoren wie Temperatur, Nahrung, dem Auftreten von Räubern oder der Fischerei ab? Darum dreht sich das neue Forschungsprojekt. Entscheidend sind auch die regionalen Zusammenhänge: Wohin werden die Eier bzw. Larven im ständigen Gezeitenwechsel des Wattenmeers verdriftet? Und welche Elterntiere sorgen für den Nachwuchs, der im Sommer in den Netzen landet? Besonders über die Entwicklung der Krabben nach dem Schlüpfen bis zum juvenilen Stadium in den flachen Wattgebieten ist bisher wenig bekannt. Wenn die Wissenschaft die Zusammenhänge versteht, könnten sich auch die Fischer noch mehr dafür starkmachen, dass sich der Nachwuchs gut entwickelt.

Ziel: das Management passgenauer weiterentwickeln

„Wir haben die Hoffnung, dass wir mit den Ergebnissen aus CRANMAN II das Management des Krabbenbestands viel zielgerichteter gestalten können“, erklärt Biologe Georg Respondek von der Universität Hamburg. 2017 hatten sich die deutschen, niederländischen und dänischen Krabbenfischer auf ein Management – also gemeinsame Spielregeln – für die Fischerei geeinigt, um ihr Handwerk verantwortungsbewusst zu gestalten. Mit neuen Erkenntnissen ließe sich der „Instrumentenkasten“ des Managements erweitern. Denkbar ist zum Beispiel eine regionale Komponente: Wenn einzelne Gebiete klar als Kinderstube identifiziert sind, könnte die Winterfischerei dort zugunsten größerer Fänge im kommenden Sommer eingeschränkt werden. Andererseits könnten die Fischer vermehrt in Gebieten fischen, die für den Laichbestand weniger wichtig sind. Denn dann bedeutet die Winterfischerei keine Gefahr für die Bestandsentwicklung.

Biologe Respondek setzt bei CRANMAN II neben wissenschaftlichen Untersuchungen auch auf die Erfahrungen der Fischer: „Wir möchten das Wissen der Fischer einbeziehen, um unsere Ergebnisse richtig zu interpretieren.“ Von den Erkenntnissen soll auch die Fischerei profitieren: „Uns geht es um den Austausch. Dafür wollen wir in kleinen Runden mit den Fischern ins Gespräch kommen.“

Zusammenarbeit mit der Fischerei gewünscht

Schließlich geht es auch um eine „Übersetzung“ der Forschungsergebnisse in das gemeinsame Management: „Wenn wir neue Maßnahmen für den Managementplan entwickeln, dann müssen sie praktikabel sein. Und dafür brauchen wir die Erfahrung der Fischer.“ Insgesamt sei das Interesse der Fischerei an den Erkenntnissen der Wissenschaft sehr hoch. Und das ist wichtig, denn Georg Respondek sieht zunehmend mehr Verantwortung bei den Fischern: „Ich kann mir vorstellen, dass die Fischer künftig das Management stärker selbst in die Hand nehmen. Der Fischerei geht es aus verschiedenen Gründen nicht gut – umso wichtiger ist eine enge Zusammenarbeit.“

Am Forschungsprojekt CRANMAN II sind neben der Universität Hamburg auch das Thünen-Institut, das Alfred-Wegener-Institut, das Helmholtz-Zentrum hereon und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel beteiligt. 2026 sollen die Ergebnisse vorliegen. Die Fischer der Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer wollen ihre Erfahrungen in das Forschungsprojekt einfließen lassen. Denn je nachhaltiger ihre Fischerei – desto besser für die Menschen und die Natur.

 

 

 

 

 

 

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