Niedersächsische Küstengemeinden, Tourismus und Wirtschaft machen sich gemeinsam für die Krabbenfischerei stark. Sie sagen: „Die Fischerei gehört zur Nordseeküste – und das soll so bleiben.“

„Wir wollen eine Zukunftsperspektive für unsere Fischerei“, fordert Hilke Looden. Die Bürgermeisterin der ostfriesischen Gemeinde Krummhörn hat gemeinsam mit Nachbarkommunen ein Zukunftspapier für die Küstenfischerei vorgelegt. Den „Zukunftspakt Küstenfischerei 2050“ haben ebenso Tourismusverbände, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und die Industrie- und Handelskammer unterzeichnet: „Auch die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer steht hinter uns – alle maßgeblichen Partner der Region sind also mit an Bord.“ Gemeinsames Ziel ist es, nach den vielen Problemen der vergangenen Jahre endlich aus dem Krisenmodus zu kommen und deutlich zu machen, welche Bedeutung die Fischerei für die gesamte Küstenregion hat.

Fischereifonds für die Transformation der Branche

Eine zentrale Forderung des Bündnisses ist ein Fischereifonds, in den alle Akteure regelmäßig einzahlen, die Flächen nutzen, welche der Fischerei dann nicht mehr zur Verfügung stehen – wie zum Beispiel Windparkbetreiber. Das Geld soll der Fischerei zugutekommen, auch wenn das nicht so einfach ist. Denn die Europäische Union betreibt eine gemeinsame Fischereipolitik, nationale Alleingänge sind nicht vorgesehen. Hilke Looden sagt: „Wir sind dennoch zuversichtlich, mit einem Fonds einzelne Maßnahmen finanzieren zu können. Gerade in den Bereichen Forschung, Marketing, Aus- und Weiterbildung sowie Interessenvertretung sehen wir Spielräume.“

Fanggebiete müssen erhalten bleiben

Die Küstengemeinden fordern außerdem ein verbrieftes Fischereirecht im Küstenmeer. Wenn klar ist, dass sie ihre Fanggebiete behalten, können die Fischer endlich wieder langfristig planen. Außerdem sollen auch Windparks für fischereiliche Nutzung geöffnet werden. Nordseekrabben lassen sich dort zwar nicht fangen, das Arbeiten mit Schleppnetzen ist zu gefährlich. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass sich andere Arten wie der Taschenkrebs gut zwischen den Windrädern entwickeln. Das Fischen mit stehenden Fanggeräten könnte eine Alternative sein.

Für das Bündnis fängt die Arbeit jetzt erst richtig an. Ein großes Thema ist das sogenannte Wind-Geld. Aus der Versteigerung von Flächen für Offshore-Windparks stehen etwa 130 Millionen Euro für die Transformation der Fischerei zur Verfügung: „In der Fischerei gibt es ausreichend Ideen, wie dieses Geld sinnvoll eingesetzt werden kann. Wichtig ist, dass es jetzt schnell geht und man in die Projektförderung kommt“, sagt Hilke Looden. Zentral sind für die Branche stabile Rahmenbedingungen. Die Fischer brauchen wieder Sicherheit, dass sie auch nach 2050 das Gold der Nordsee, Miesmuscheln und Fisch auf den Tisch bringen dürfen.

Wissenschaftlich bestätigt: Schleppnetze haben kaum Einfluss auf den Meeresboden

 In den vergangenen Jahren hat sich die Situation für die Fischer deutlich verschlechtert. Verschiedene Fanggebiete sind weggefallen, mit dem Ausbau der Offshore-Windenergie drohen noch mehr Flächenverluste. Außerdem gibt es in der EU-Kommission Tendenzen, die bodenberührende Fischerei zu verbieten – obwohl Wissenschaftler bestätigen, dass die Netze der Krabbenfischer kaum Einfluss auf Tiere und Pflanzen am Meeresboden haben. Dazu ist die deutsche Flotte überaltert, denn die geringen Umsätze der vergangenen Jahre ließen keinen Spielraum für Investitionen oder gar Neubauten.

 Das Bündnis aus Ostfriesland will aufgrund der großen Bedeutung für die ganze Region das jahrhundertealte Handwerk und die Häfen erhalten. Mit besseren Zukunftsperspektiven für die Fischerei wären auch Kreditverhandlungen mit den Banken leichter. Sicher würden sich mehr junge Leute für eine Ausbildung zum Fischwirt entscheiden. Und Nordseeurlauber könnten auch in 20 Jahren noch ihr Krabbenbrötchen genießen.

 

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