Große Sorgen an der Küste: Fischer und Umweltverbände sehen Gefahren für die Nordsee durch das LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Kritik gibt es vor allem an der Reinigung des Terminalschiffs – dabei wird mit Chlor versetztes Abwasser in die Jade gepumpt.

Nils Schröder kann von seinem Heimathafen Hooksiel die Höegh Esperanza sehen, die jetzt an der Küste für so viel Unruhe sorgt. Mit „sehr gemischten Gefühlen“ fährt der Krabbenfischer in diesen Tagen mit seinem Kutter an dem schwimmenden Terminal vorbei. Die Höegh Esperanza verwandelt das Flüssiggas LNG in gasförmiges Erdgas, das später ins deutsche Netz geht. Für diese Umwandlung wird das flüssige Gas mit Nordseewasser erwärmt. Nach der Prozedur fließt das Abwasser inklusive Chlor in die Jade – eines der Hauptfanggebiete von Fischer Schröder. Das Chlor soll verhindern, dass die Leitungen des Schiffes mit Muscheln und Seepocken zuwachsen.

Besonders Larven und Eier sind gefährdet

Für dieses Verfahren hat der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz grünes Licht gegeben. Fischer und Umweltverbände fürchten hingegen, dass die Lebewesen in der Nordsee Schaden nehmen. Nils Schröder sagt: „Ob die Modellrechnungen am Ende aufgehen und tatsächlich kein Schaden für das Wattenmeer entsteht, sieht man erst hinterher.“ Dazu kommen Sorgen um den Nachwuchs. Jedes Jahr dürfen bis zu einhundertachtundsiebzig Millionen Kubikmeter Wasser durch die Höegh Esperanza gepumpt werden. Die eingesaugten Fisch-, Garnelen- und Muschellarven sowie -eier haben im Chlorwasser vermutlich keine Überlebenschance. Wie viele Meeresorganismen betroffen sind, ist in den Gutachten jedoch kein Thema, beschwert sich auch der Landesfischereiverband Weser-Ems in seiner Stellungnahme.

Fischer und Umweltverbände kämpfen für umweltverträgliche Verfahren

Nils Schröder ärgert sich: „Wenn wir auf andere Fanggebiete ausweichen müssen, weil bei uns die Krabben fehlen, steigen unsere Betriebskosten. Das sind wirklich schlechte Nachrichten, gerade bei den hohen Dieselpreisen.“ Noch schwieriger ist die Situation für die Muschelfischer: Für sie gibt es im niedersächsischen Küstenmeer keine Ausweichflächen. Dirk Sander vom Landesfischereiverband Weser-Ems stellt sich gegen die Entscheidung der Behörde: „Die Erteilung einer zeitlich unbefristeten Erlaubnis für den Betrieb halten wir vor dem Hintergrund der vielen offenen Fragen, der Planungsgeschwindigkeit und der Datenlage keinesfalls für gerechtfertigt. Die Auswirkungen der Chloreinleitung müssen sehr genau untersucht  und die Erlaubnis dann gegebenenfalls angepasst werden.“

Fischer und Umweltverbände sind sich einig, dass die Schwierigkeiten bei der Gasversorgung nicht auf Kosten der Umwelt gehen dürfen. Die Deutsche Umwelthilfe hat inzwischen gegen die Betriebsgenehmigung und die wasserrechtliche Erlaubnis des LNG-Terminals Widerspruch eingelegt. Sie fordert unter anderem eine umweltverträgliche Reinigung, zum Beispiel durch mechanische Verfahren oder Ultraschall. Fischer Nils Schröder wird die Debatte genau verfolgen. Er ist Krabbenfischer in fünfter Generation, sein Handwerk bedeutet ihm alles. Sein Kutter heißt übrigens Trotz – so wie der erste Kutter seines Großvaters. Ein Name, der seine Gefühlslage derzeit ganz gut beschreibt.

 

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