Für die Krabbenfischer gibt es Licht am Horizont. Die Überbrückungshilfen wegen der Corona-Krise werden bis September verlängert. Die zweite gute Nachricht: Künftig gibt es mehr Geld, wenn die Fischer im Hafen bleiben müssen.

„Das ist endlich mal ein positives Signal“, sagt der Cuxhavener Krabbenfischer Torben Hinners. „Ich bin sehr froh, dass die Politik unsere Argumente angehört hat. Mit der zweiten Förderperiode ist auch die Höhe der Tagessätze ok, damit kommen wir über die Runden.“ Wenn Torben Hinners nicht fischen kann, bekommt er künftig pro Tag 600 Euro. Die Förderung gibt es für maximal 30 Tage zwischen Juni und September. Nach der alten Regelung bekam er gerade einmal 270 Euro – viel zu wenig, um davon das Schiff, die Versicherungen und das Hafengeld zu bezahlen.

Besonders bitter war für die Fischer, dass die niederländischen Kollegen zwei- bis dreimal so hohe Tagessätze für das Stillliegen bekommen haben. Dabei fischen sie im gleichen Gebiet für den gleichen Markt, oft auch für den gleichen Händler. Und die niederländischen Kollegen konnten die Zeit sogar nutzen, um ihre Kutter in der Werft flottmachen zu lassen. Den Fischern ist ihre Wut über diese Ungleichbehandlung kaum zu verübeln. Torben Hinners versucht trotzdem, kühlen Kopf zu behalten: „Die deutschen Regelungen sind immer noch weniger flexibel als die der Niederländer. Aber wir sind froh, dass es mit der neuen Förderperiode jetzt überhaupt eine Perspektive für uns gibt. Das ist das Entscheidende.“

Wann die Krabbenfischer wieder ihrem jahrhundertealten Handwerk nachgehen können, steht immer noch in den Sternen. Denn das Besondere an der Krabbenfischerei ist die Verarbeitung – die Krabben werden in Marokko entschält. Weil das Corona-Virus auch dort grassiert, sind die Entschälbetriebe entweder geschlossen oder verarbeiten nur geringe Mengen. Denn um die Abstandsregeln einzuhalten, sitzen die Pulerinnen weit auseinander. Viele Mitarbeiterinnen kommen aus Angst vor einer Ansteckung nicht zur Arbeit.

Die schwierigen Aussichten haben Torben Hinners schon manche schlaflose Nacht gemacht: „Manchmal möchte ich alles an die Wand werfen. Dann sortiert man alle Zahlen mit der Bank und dem Steuerberater und versucht wieder etwas ruhiger an die Sache ranzugehen.“ Hinners ist Krabbenfischer in dritter Generation und kennt die Unwägbarkeiten der Fischerei. 2018 hat er in einen neuen, großen Kutter investiert. Aufgeben ist für ihn keine Alternative: „Wer soll denn in einer solchen Zeit, meinen Kutter kaufen?“

Die Corona-Krise hat die Krabbenfischer quasi ohne Reserven getroffen. Denn 2019 haben sie mit einem schlechten Ergebnis abgeschlossen, weil die Lager der Händler mit Fängen der niederländischen Flotte gefüllt waren und sie deshalb kaum Geld für ihre Ware bekommen haben. 2020 sollte für die Fischer eigentlich das Jahr sein, um das miese Ergebnis von 2019 auszugleichen. Nun ist die Nordseeküste ausgebucht, aber an den Fischbuden wird das Krabbenfleisch knapp, weil der Großhandel nicht liefern kann. Dabei sind Krabben in Schale ausreichend vorhanden. „Unter normalen Bedingungen – wenn die Entschälung funktionieren würde – hätten wir jetzt einen ordentlichen Preis bekommen.“

Torben Hinners versucht ruhig zu bleiben: „Bei meinem Banker gebe ich keine Prognosen mehr ab, der glaubt mir sowieso nichts mehr“, lacht er. „Wir müssen positiv bleiben, es kann ja nur besser werden. Und wer keinen kühlen Kopf bewahrt, läuft sowieso ins Verderben.“

 

 

JoomlaMan