Damit riesige Containerschiffe den Hamburger Hafen anlaufen können, muss immer wieder Schlick aus dem Hafen gebaggert werden. Nun plant die Hafenbehörde HPA das Baggergut nahe Scharhörn bei Cuxhaven zu entsorgen. Fischer, Umweltverbände und Anrainer laufen Sturm.

Hamburg hat ein Riesenproblem: Bei Flut drückt die Nordsee jede Menge Schlick die Elbe hinauf. Der sammelt sich im Hafen wie in einer Badewanne. Damit der Weg für riesige Frachter frei bleibt, müssen Baggerschiffe immer wieder das teils belastete Sand-Schlick-Gemisch vom Grund der Elbe saugen. Wo das Baggergut hin soll – darüber wird seit Jahren gestritten. Nun plant Hamburg einen Teil des Schlicks nahe der Insel Scharhörn zu verklappen. Die Hafenbehörde hält es für unbedenklich, das Baggergut am Rand des Weltnaturerbes Wattenmeer zu entsorgen. Torben Hinners, Aufsichtsratsvorsitzender der Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer, hält dagegen: „Wir sprechen von Ablagerungen aus einem Industriehafen, die haben am Rand des Nationalparks nichts zu suchen. Wir wollen keine weiteren Verklappstellen.“

Fanggebiete und Häfen in Gefahr

In der Nähe von Scharhörn fischen vor allem Betriebe aus Cuxhaven und Friedrichskoog. Für die Fischer hätte das Verklappen verschiedene Folgen: Sie rechnen damit, dass das Klappgebiet künftig kaum noch nutzbar sein wird, wenn der Grund immer wieder mit Schlick überdeckt wird. Durch die Kräfte von Ebbe und Flut bleiben die Sedimente aber nicht an Ort und Stelle liegen, sondern verteilen sich auch weiträumig. Deshalb wächst die Sorge, dass auch die Sielhäfen in Spieka, Dorum und Wremen verschlicken.

Große Sorgen macht den Fischern, dass es sich nicht nur um Schlick geht, sondern dass der mit Schafstoffen aus dem Hafenbetrieb und aus dem Oberlauf der Elbe versetzt ist. Im Hafenschlick schwimmen Quecksilber, Blei, Arsen, verbotene Pflanzenschutzmittel oder auch Weichmacher. Torben Hinners sagt: „Unsere Watten sind die Kinderstube für unsere Krabben, da haben Schadstoffe nichts zu suchen.“ Dass sich die Stoffe in den Nordseebewohnern anreichern, darauf weist sogar die Hafenbehörde HPA in ihrem Gutachten hin. So werden zum Beispiel an der Klappstelle nahe Helgoland Pfeffermuscheln, Wellhornschnecken, Klieschen und Schollen untersucht. In dem Gutachten der HPA steht: „Insgesamt zeigen die bisher erhobenen Monitoringdaten, dass in allen Organismen, die im Einbringbereich aufgesammelt werden, baggergutbedingte, signifikante Anreicherungen von Schadstoffen festgestellt werden können.“

Neues Hafenkonzept gefordert

Die Alternative ist für Torben Hinners klar: „Ohne ein vernünftiges Hafenkonzept werden wir dieses Problem nicht lösen. Es muss Schluss sein mit dieser Dauerbaggerei – nur damit die größten Pötte nach Hamburg kommen. Die können schließlich genauso in Wilhelmshaven anlanden.“ Auch die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste fordert ein Umdenken. Der Vorsitzende Gerd-Christian Wagner sagt: „Sicher hat der Hamburger Hafen eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung, aber natürlich muss auch der Schutz des Meeres und der lebendigen Umwelt in den Flüssen angemessen berücksichtigt werden.“ Gegenwind bekommt Hamburg mit seinen Plänen von Umweltverbänden sowie dem niedersächsischen und dem schleswig-holsteinischen Umweltminister. Das ist ein wichtiges Signal für die Krabbenfischer, findet Torben Hinners: „Es ist gut, dass sich jetzt an verschiedenen Stellen etwas bewegt. Wir brauchen hier langfristige Lösungen.“ 

 

JoomlaMan