Timo Borg ist sauer. Der Kapitän hat sich beim Krabbenfischen mehrere Netze an kaputten Containern aufgerissen, die auf dem Meeresgrund liegen. Nun will niemand für den Schaden aufkommen.

Anfang Januar 2019 geriet die MSC Zoe in einen schweren Sturm und verlor vor der deutsch-niederländischen Küste einen Teil ihrer Ladung. Die meisten der über 340 Container zerbarsten wie Streichhölzer beim Aufprall auf das Wasser. Nach dem Unglück beauftragte die Reederei MSC ein Bergungsunternehmen, um die über Bord gegangene Ladung aus dem Meer zu holen. Doch obwohl nicht alle Container gefunden wurden, stellte das Unternehmen die Suche Ende 2019 ein. Aus dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Emden (WSA) hieß es: „Wir würden jetzt nur noch die Nadel im Heuhaufen suchen.“

Neue Netze kosten 5.500 Euro, Reederei schließt Haftung aus

Aber auch heute noch verschmutzt der Müll die Nordsee, geborstene Container liegen auf dem Meeresgrund. Timo Borg fischte im November und Dezember 2021 nördlich des Windparks Borkum Riffgat. Statt Krabben fanden sich in seinen Netzen aber Rasenmäher, Autoreifen, Hartschalenkoffer und Gartenstühle. Er hilft gern mit, den Müll aus dem Meer zu holen. Ärgerlich findet er aber, dass ihm an den scharfkantigen Containern mehrere Netze kaputtgerissen sind. Kosten: 5.500 Euro. Timo Borg hat daraufhin die Reederei MSC gebeten, ihm den Schaden zu ersetzen. Doch MSC schließt eine Haftung aus. Schließlich sei unklar, ob die Container tatsächlich von der MSC Zoe stammen. Die Reederei schreibt: „Weiterhin ist der MSC Zoe-Vorfall fast drei Jahre her, und wir können nicht ausschließen, dass in der Zwischenzeit weitere Schiffe Container in dieser Region verloren haben.“

Timo Borg findet: „Das ist eine Riesensauerei.“ Schließlich kann er nicht beweisen, dass es sich um Container der MSC Zoe handelt. Er findet, dass Reedereien für die Ladung ihrer Riesenfrachter verantwortlich sind. Nach dem Unglück forderte Niedersachsens Umweltminister Lies Peilsender – zumindest für Container mit Gefahrgut. Umweltverbände verlangten ein Ausweichen auf küstenfernere Routen. Passiert ist nichts. Dabei ist der Vorfall mit der MSC Zoe kein Einzelfall. Gerade erst Anfang Februar hat sich ein Containerschiff vor Wangerooge festgefahren. Dem Havariekommando gelang es aber den rund 400 Meter langen Frachter zu bergen und die Container hielten Stand. Dass Ladung über Bord rutscht, bekommt man aber kaum mit. Denn Unglücke passieren häufiger auf den Ozeanen und nicht in der Deutschen Bucht.

Kutter könnten im schlimmsten Fall kentern

Timo Borg bleibt nach derzeitigem Stand auf seinen Kosten sitzen. 5.500 Euro werden allein für die neuen Netze fällig. Nicht eingerechnet ist der Verdienstausfall für die drei Tage, an denen er nicht fischen konnte. Neben dem finanziellen Risiko können die Containerteile für Kutter- und Küstenfischer richtig gefährlich werden. Denn wenn sich Netze oder Fanggeschirre an den Containerteilen verhaken, kentern im schlimmsten Fall die Schiffe. Timo Borg wird mit seiner Stiene Bruhns künftig wohl nicht mehr nördlich der Windmühlen von Borkum Riffgat fischen.

 

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